Schachendspiele - leicht gemacht

Erst das Ziel, dann der Weg

Im Endspiel gibt es oft sehr viele Zugmöglichkeiten, schon aufgrund der größeren Beweglichkeit der Figuren. Blindes Drauflosrechnen führt hier nur selten zum Ziel. Man muss zunächst wissen wohin die Reise gehen soll. Findet man eine erstrebenswerte Zielstellung, so kann man einen Plan fassen, die passende Technik herauskramen und erst dann geht man an die Umsetzung in konkrete Zugfolgen, bei der man den Plan in kleine Teilschritte zerlegt. In der Endspielliteratur wird dies gelegentlich als „Denken in Schemata“ bezeichnet. Ich bin mit dieser Begriffswahl nicht so ganz glücklich, denn „schematisches Denken“ ist ja umgangssprachlich eher negativ besetzt. Es geht hier eben nicht um ein „Schema F“ sondern um kreative Verknüpfung von Stellungsmustern mit Techniken und konkrete Zugfolgen.

Hier mal ein einfaches Beispiel aus „Praxis der Schachendspiele“ von Müller und Pajeken um zu erläutern, was damit gemeint ist:

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Ziel des Weißen muss es sein, den Bauern auf d5 zu erobern. Dazu muss dieser zweifach (von Springer und König) bedroht werden, darf aber vom Schwarzen nur einmal gedeckt sein. Zuerst muss also der König von d6 vertrieben werden.

Die Wunschstellung könnte also so aussehen:

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Der Plan (das "Schema") sieht dann so in etwa aus:

- Springer nach f5 um den König von d6 zu vertreiben
- König nach e5 bringen
- Springer nach e7 um c6 und e5 zu kontrollieren
- Bauern einkassieren und Endspiel gewinnen :-)

Erst jetzt geht es an die Realisierung durch konkrete Zugfolgen:

Eine Warnung zum Schluss:
Denken Sie nicht zu "schematisch". Weiten Sie Ihren Blick und überprüfen Sie ihre Zugfolgen immer auf taktische Fallstricke.

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